Coaching im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung bedeutet einen Prozess, bei dem ein Coach Einzelpersonen durch Gespräche, Hypnose, verschiedene Methoden und Übungen dabei begleitet und darin unterstützt, ein persönliches Ziel zu erreichen. Dabei geht es nicht nur darum, rationales Verständnis zu fördern, sondern es geht bei so einem Coaching-Prozess eben auch die Ergründung tiefer liegender Gründe für bestimmtes Verhalten. Und häufig, und darum geht es heute, ist ein bestimmtes Verhalten von Motiven geprägt, die uns nicht zugänglich sind.
Der erste Schritt beim Miteinander arbeiten im Bereich Coaching ist zunächst einmal anzuerkennen, dass ich als Mensch, der sein Verhalten gerne ändern möchte, mich nicht rational verhalte. Überhaupt anzuerkennen, dass es letzten Endes Gefühle sind, die das eigene Verhalten auslösen. Und anzuerkennen, dass verborgene Motive häufig hinter unerwünschtem Verhalten stehen. Das ist meiner Ansicht nach die Voraussetzung für einen effektiv verlaufenden Coachingprozess, dass Menschen, die an ihren Themen arbeiten möchten, grundsätzlich bereit dazu sind anzuerkennen, dass sie ihr Verhalten deswegen nicht eigenständig verändern, da sie *aus guten Gründen* die Motive dahinter nicht sehen.
*Aus guten Gründen* sage ich ganz bewusst, denn es gibt innerhalb unserer eigenen Logik, innerhalb unseres Unterbewussten natürlich Gründe dafür, warum es sich lohnt weiter zu rauchen, warum es sich lohnt weiter zu viel zu essen, warum es sich lohnt, weiter Prokrastination zu betreiben etc.. Es gibt gute Gründe, nur sehen wir die vielleicht nicht. Und auch als Coach sehe ich diese Gründe auch nicht immer sofort. Beim Coaching geht es eben nicht nur darum, das rationale Verständnis eines Problems zu fördern. Es geht häufig darum anzuerkennen, dass wir eben auch von unbewussten Motiven geprägt sind. Und wir müssen nicht alle Motive in der Tiefe verstehen. und müssen nicht die ganze Kindheit aufarbeiten, um zu begreifen, warum uns bestimmte Motive steuern. Aber einfach anzuerkennen, dass wir vielleicht keinen Zugang zu den wahren Gründen hinter dem Verhalten haben, das ist ein entscheidender Schritt.
Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen der Gesundheit schadet. Das muss man, glaube ich, niemandem erzählen. Raucherinnen und Raucher sind sich in der Regel auch kognitiv bewusst, dass sie sich selbst und auch anderen mit ihrem Tabakkonsum schaden. Und sie rauchen trotzdem weiter. Und der Grund liegt oft in einem inneren Motiv, zu dem sie keinen direkten Zugang haben. Dieses Motiv liegt in der Befriedigung von Bedürfnissen, die eben nicht bewusst sind. Das kann auch mit emotionalen Verstrickungen zusammenhängen oder mit unbewussten Widerständen gegen Veränderungen. Also ihr seht schon, es kann alle möglichen Gründe geben, warum ich mit einem für mich schädlichen Verhalten weitermache, die in der Logik des Unbewussten total nachvollziehbar sind, aber nach außen hin eben nicht logisch sind.
Ähnlich ist es z. B. bei der Prokrastination, der sogenannten Aufschieberitis. Das ist ein Phänomen, bei dem sich auch die meisten Menschen bewusst sind, dass es negative Auswirkungen hat, wenn man ständig Aufgaben verschiebt, immer wieder Verpflichtungen nach hinten schiebt und Ausreden findet, es zu rechtfertigen. Und auch da können ganz unterschiedliche Aspekte der Hintergrund sein, warum wir diese Gewohnheit entwickelt haben. Es kann sein, dass ich zum Beispiel Schwierigkeiten habe, Rechnungen zu stellen, weil ich denke, ich habe es nicht verdient, Geld zu verdienen. Oder ich bin unsicher, dass sobald ich etwas nicht perfekt mache und deswegen mache ich lieber nichts oder bringe es nicht zu Ende, damit es nicht unperfekt ist. In dem Fall würde dann dahinter eine Angst vor Versagen stehen oder eine Angst vor Erfolg. Und das wiederum hat natürlich gar nichts mit Faulheit zu tun, was von außen häufig so interpretiert wird.
Wenn wir einfach anerkennen, dass unbewusste Motive uns leiten, dann sind wir eher in der Lage, Handlungsalternativen zu finden, wenn wir verstehen, welchem Zweck es dient oder zumindest, dass es einem anderen Zweck dient, als dem augenscheinlichen. Und da können wir als Coaches Wegbegleiter:innen sein, die mit Fragen, Methoden, Übungen und auch mit Hypnoseverfahren dahin kommen, in einem vertrauensvollen Umfeld vielleicht die Motive herauszufinden, oder einfach nur gemeinsam Handlungsalternativen zu entwickeln, die ähnlichen Bedürfnissen dienen.
Ganz wichtig ist mir an der Stelle, dass jeder Erkenntnis- und Coachingprozess voller Wertschätzung und Selbstakzeptanz geführt werden sollte. Also nur wenn das Umfeld wirklich vertrauensvoll ist, sind wir in der Lage, uns mit unseren inneren Motiven auseinanderzusetzen. Es geht letzten Endes auch darum, die eigene Menschlichkeit und Fehlbarkeit anzuerkennen und anzuerkennen, dass man unvollkommen ist, dass man Dinge macht aus komischen Gründen. Dass man sich nach Anerkennung sehnt, nach Akzeptanz, dass wir alle diese Bedürfnisse haben, die vielleicht gar nichts mit Logik und Rationalität und dem kognitiven Verstand zu tun haben.
Und das ist manchmal die größte Herausforderung, gerade für Menschen, die sehr stark im kognitiven Bewusstsein unterwegs sind, die sehr stark der Logik im Denken sind, sich anzuerkennen. Die Motive, die ich für ein bestimmtes Verhalten habe, kann ich nicht erklären mit Logik, zumindest nicht mit der Logik, die mir zugänglich ist mit meinem Verstand.
Und dieses Anerkennen, dass es tief verwurzelte unbewusste Motive gibt, das ist meiner Wahrnehmung nach der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Veränderung, weil diese Anerkennung bedeutet, dass Coaching über das bloße Verstehen hinausgehen darf und weil diese Anerkennung bedeutet, dass ich mich anerkenne und mir erlaube, unvollkommen zu sein, "komische" Motive zu haben und vielleicht unverfüllte Bedürfnisse zu haben. So ist aus meiner Sicht der erste und entscheidende Schritt, dass wir anerkennen, dass unbewusste Motive häufig genug unser Handeln steuern.
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