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Stärken stärken mit Pinguinen und Nebraska

Es gibt eine schöne Geschichte, erzählt von Eckhard von Hirschhausen. Es geht darum, dass er einem Pinguin begegnet ist und zunächst einmal gedacht hat: "Viel zu kleine Flügel, untersetzte Statur, ein Pinguin auf einem Felsen. Oh Mann, was für eine Fehlkonstruktion - das soll ein Vogel sein?! Der kann doch eh niemals fliegen. Und irgendwie hat er auch keine Knie bekommen... Fehlkonstruktion."


Und dann ist diese vermeintliche Fehlkonstruktion vor seinen Augen ins Wasser gesprungen und hat gezeigt, wo seine Stärken sind. Pinguine sind hervorragende Schwimmer. Natürlich werden sie offiziell als Vögel eingestuft. Aber ihr Geheimnis ist, dass sie eigentlich viel besser an das Leben im Meer angepasst sind und auch an Kältezonen, die für andere Vögel total herausfordernd bis tödlich wären. Ihre Körper, die Eckhart von Hirschhausen anfänglich als Fehlkonstruktion bezeichnet hatte, sind stromlinienförmig gestaltet und optimiert für das Leben im Wasser und für das Schwimmen. Pinguine haben eine sehr kräftige Flügelmuskulatur, weil man natürlich mehr Widerstand hat unter Wasser; auch die Schulterblätter haben eine größere Oberfläche und so weiter. Also es ist klar, wenn man sich diese Tiere mal genauer anschaut, sie sind nicht fürs Fliegen gemacht, sie sind für das Wasser gemacht und für das Schwimmen unter klimatischen Extrembedingungen. In seinem kurzen Vortrag sagt Eckhart von Hirschhausen, dass die Pinguine mit der Energie aus einem Liter Benzin 2 000 Kilometer weit schwimmen können. Und das ist viel effizienter als alles, was Menschen jemals gebaut haben.


Das ist das, was mit Stärkenorientierung gemeint ist. Stärkenorientierung bedeutet, das größer und stärker zu machen, was mir Spaß macht, was mir Freude macht, worin ich gut bin. Dadurch bin ich auf Dauer erfolgreicher und glücklicher. Meine Stärken kann ich an verschiedenen Kriterien festmachen.

  1. Wenn ich in meinem Stärkenbereich bin, dann gehen mir die Dinge leicht von der Hand. Das ist auch einer der Gründe, warum es Menschen schwerfällt, ihre Stärken zu erkennen, weil sie das selbstverständlich finden, was für sie einfach ist.

  2. Eine Stärke erkenne ich daran, dass ich motiviert bin, etwas zu machen. Es gibt mir Energie, wenn ich diese Tätigkeit ausführe, wie bei mir z. B. wenn ich einen Podcast aufzeichne oder wenn ich eine Hypnosesitzung mache. Das sind auch Sachen, die schreibe ich mir vielleicht gar nicht erst auf die To-Do-Liste, weil es etwas ist, was ich gerne auch gleich erledigen möchte.

  3. Das dritte Kriterium für das Handeln in unserer Stärke ist, dass ich darin gute Ergebnisse erzielen kann, und zwar, ohne mich extrem anstrengen zu müssen.


Das bedeutet nicht, dass ich die ganze Zeit in meinem Komfortbereich sein muss, damit ich in meiner Stärke agiere. Da gibt es natürlich Entwicklungspotenzial. Das Schöne ist aber, dass das Entwicklungspotenzial in dem Bereich meiner Stärken viel größer ist als in dem Bereich meiner Schwächen. Da gibt es eine spannende Studie, die als Auftakt der Stärkenforschung gilt. Diese Studie ist meiner Ansicht nach sehr hilfreich, auch für Menschen, die im Lehrbetrieb irgendeiner Form tätig sind, ob sie jetzt als Lehrerin, Trainerin, wie auch immer arbeiten. Eigentlich wollte man mit dieser Studie, der Nebraska-Studie, herausfinden, welche Schnelllesetechniken besonders geeignet sind, in sehr kurzer Zeit möglichst viel lesen zu können und auch behalten zu können. Das heißt, es ging Lesegeschwindigkeit und Leseverständnis. Die Ergebnisse waren wirklich interessant:


Die schlechtesten Leser:innen haben bei dem ersten Test, der zu Anfang der Studie gemacht wurde, 90 Wörter pro Minute lesen und behalten können, die besten Leser:innen konnten zu Anfang bereits 350 Wörter pro Minute lesen und behalten. Das heißt, es war von Anfang an schon klar, es gab Studierende, die sich schwerer getan haben, schnell zu lesen, und es gab Studierende, die sich besonders leicht getan haben. Alle Studierenden wurden knapp sechs Wochen lang trainiert, schneller lesen und gleichzeitig wissen zu können, was sie gelesen haben.


Die schwächere Gruppe, die zuerst bei 90 Wörtern waren, konnte sich um das mehr als anderthalbfache verbessern, und zwar konnten sie nach einem sechswöchigen Training 150 Wörter in der Minute lesen und verarbeiten. Die Studierenden, die schon von Anfang an gut waren, also wo man vermuten kann, das Leseverstehen war wahrscheinlich in ihrem Stärkenbereich, hatten 350 Wörter schon ganz zu Anfang, bevor ein Training gemacht wurde. Und ihre Steigerung war noch deutlich höher. Es war nicht eine Veranderthalbfachung des Ergebnisses, auch nicht eine Verdopplung des Ergebnisses, sondern über 800 Prozent mehr. Diese Menschen, die von Anfang an ein Talent für das Schnelllesen zeigten, waren am Ende bei 2.900 Wörtern in der Minute. Und das Interessante ist auch, sie konnten sich sogar besser an die Inhalte des Textes erinnern. Das Lesen ging ihnen nicht nur leicht von der Hand, sondern sie hatten auch Spaß dabei. Und genau das passiert, wenn wir in unserem Stärkenbereich agieren, wenn wir unsere Stärken stärken, uns darauf konzentrieren, dass wir Pinguine sind und dass wir deswegen das Schwimmen intensivieren sollten. Das bedeutet nicht, dass wir weiter in der Komfortzone bleiben sollten oder müssten. Ganz im Gegenteil. Aber in diesem Bereich macht es Spaß, die Komfortzone zu erweitern. Es ist gewinnbringend und sinnbringend, sich in den eigenen Stärken weiterzuentwickeln.


Und wenn man das in der Gänze durchdenkt, dann kann man auch erfassen, was es für einen Sinn macht, sich eigentlich in allen Bereichen mehr auf die Stärken zu konzentrieren, in Mitarbeitergesprächen, in der Schule, in der Personalentwicklung, in der Personaleinstellung und so weiter.


Viele Menschen, weil sie es eben auch so gelernt haben, konzentrieren sich darauf, an ihren Schwächen rumzudoktern. Und das ist, wie diese Nebraska-Studie eindrücklich zeigt, aber noch viele weitere Studien, die nachfolgen sollten, häufig mit einem höheren Lernaufwand und schlechteren Ergebnissen und damit natürlich auch mehr Frustration verbunden. Und im Gegenzug, wenn wir das verstärken, was wir gut können, ziehen wir daraus natürlich immer bessere Ergebnisse. Wir entwickeln größeres Selbstbewusstsein und wir werden immer vertrauter und besser in dem, was uns gut tut und was wir gut können.

Ich bin als Stärkentrainerin ausgebildet worden. Und falls ihr Interesse habt, könnt ihr euch bei mir melden oder ihr könnt auch mal bei staerkentrainer.de auf der Website gucken. Da gibt es auch zum Beispiel das Buch der Stärken-Code von Frank Rebmann, der einem ine Anleitung gibt, wie man die eigenen Talente entschlüsseln, anerkennen und weiterentwickeln kann. Ich wünsche euch einen schönen Tag und viel Spaß beim Erkunden, Entdecken und Ausbauen eurer Stärken.



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