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AutorenbildAnnika Beifuss

Die Kluft zwischen Denken und Handeln

Es ist – da sind wir uns hoffentlich einig – hinreichend deutlich, dass der globale Klimawandel und die nicht-nachhaltige Entwicklung – mit massiven Konsequenzen für lokale Bevölkerungen, mit häufigen Extremwetterereignissen, mit dem Schmelzen von Gletschern, der Zunahme von Hitzewellen, dem Anstieg des Meeresspiegels, daraus resultierenden Migrationsbewegungen, dem globalen Artenschwund, dem Verlust wichtiger Ökosystemdienstleistungen, dem Entstehen von globalen Pandemien, sozialer und politischer Segregation in den Gesellschaften, uvm. – also, dass die aktuelle nicht-nachhaltige Entwicklung unserer Erde eigentlich die Notwendigkeit eines grundsätzlichen Wandels, einer grundsätzlichen Transformation und eines grundsätzlich anderen Verhaltens hin zu einer nachhaltigen Entwicklung von Ökosystemen, Gesellschaften und Wirtschaftssystemen deutlich machen.

Eigentlich.


Meine Frage dazu: Wie kann es sein, dass Menschen, die sich im Sinne der nachhaltigen Entwicklung verhalte möchten, zuweilen dennoch unethisch und konträr zu ihren moralischen Standards verhalten? Dieses Phänomen wird Attitude Behavior Gap bezeichnet oder Mind Behavior Gap, die Kluft zwischen dem, was ich denke und dem, was ich tue. Greta Thunberg sagte bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz 2018: „Wir müssen Klartext reden, egal wie unangenehm das sein mag.“ Und diese Aussage legt den Finger in die Wunde. Denn genau darum geht es auch hier. Darum, dass die Klimakrise und die Herausforderungen, sich in eine nachhaltige Entwicklung zu orientieren, auch psychologische Krisen sind.


Denn diese Krisen, mit denen wir es zu tun haben, und die diversen Herausforderungen, die da dranhängen, sind so unangenehm, dass sie uns handlungsunfähig machen. Und um zu verstehen, warum Menschen auf eine bestimmte Weise handeln bzw. nicht handeln, müssen wir uns natürlich anschauen, wie die Menschen ticken.


Es gibt ganz unterschiedliche Arten, die unangenehmen Gefühle, welche die Klimakrise verursacht, abzuwehren. Meistens wird es nicht so extrem, dass der Klimawandeln abgestritten wird. Es kann auch durchaus „reifere“ Formen annehmen.


Doppelte Buchführung

Laut Dr. med. Christoph Nikendei, dem Leiter der Sektion Psychotraumatologie am Klinikum Heidelberg kann eine Abwehrstrategie sein, dass man so etwas wie eine doppelte Buchführung einführt und die unangenehmen, subjektiv „schuldbehafteten“ Dinge dissoziiert und positive Handlungen assoziiert. Zum Beispiel: Die positiven Klimawirkungen, die ich beitrage, indem ich zum Beispiel täglich mit dem Fahrrad fahre, werden auf meiner positiven Liste durchaus vermerkt, gesehen und verarbeitet. Und die negativen Klimawirkungen, die ich zum Beispiel durch eine Flugreise verursache, verdränge ich. Das funktioniert bei diesem Beispiel auch besonders gut, da ich das Assoziierte (Fahrrad fahren) täglich tue und das Dissoziierte (Flugreise) einmalig ist. Und durch diese doppelte Buchführung habe ich insgesamt ein Okay-Gewissen, weil ich das abspalte, was mir ein schlechtes Gefühl verursachen würde, und mich mit dem (gesellschaftlich) gewünschten Verhalten identifiziere, assoziiere.

Projektion

Ein anderer effektiver Abwehrmechanismus ist die Projektion, also das Auf-andere-zeigen, und anderen umweltdestruktives Verhalten unterstellen, um uns selbst zu entlasten. Dann sagen wir zum Beispiel: „In China haben sie ja noch viel größere Herausforderungen, ihre Wirtschaft hin auf CO2-Freundlichkeit umzustellen. Außerdem sind das viel mehr Menschen etc.“ Oder: „Ja, die Reichen, die haben viel mehr Einfluss und eh einen viel größeren Fußabdruck.“ Oder indem ich sage: „Die junge Generation ist ganz scheinheilig: Konsumieren unglaublich viel und gehen dann trotzdem auf Fridays for Future oder Lützerath-Demonstrationen…“ usw.


Und so kommt es eben zu unterschiedlichen Verzerrungen in der Wahrnehmung. Und diese Mechanismen sind genau dafür da, das nicht zu tun, was Greta Thunberg 2018 gefordert hat: „Klartext reden, egal wie unangenehm das sein mag.“ Und da sind wir bei einem interessanten psychologischen Phänomen. Lieber arrangieren wir uns mit der Bedrohung unseres Lebens und des Lebens unserer Kinder, als wahrzunehmen und anzuerkennen, dass wir mitverantwortlich sind am globalen Desaster. Denn diese Wahrnehmung und Anerkennung tut weh. Und zwar nicht in der Zukunft, sondern im Moment der Erkenntnis.

Und deswegen gucken wir uns heute dieses Phänomen des Nichthandelns aus psychodynamischer Sicht an. Der Begriff Psychodynamik bezieht sich auf die dynamische Wechselwirkung unterschiedlicher psychischer Strebungen, Motive, Emotionen und Handlungsimpulsen. Ein Beispiel für diese Dynamik ist das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung einerseits und dem gleichzeitigen Anspruch, sich gemeinnützig zu verhalten auf der anderen Seite.


Überforderung

Ein möglicher Erklärungsansatz für unser Nichthandeln im Bereich der (nicht-)nachhaltigen Entwicklung ist: Wir sind so überfordert von der Krise, ihrer Unfassbarkeit und Dimension, dass sie uns überwältigt und wir versuchen, die Gefühle, die diese Krise verursacht, abzuwehren. Aus Sicht der Expert:innen, die sich 2021 auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu dem Thema ausgetauscht haben, spielt eben diese Abwehr unerträglicher Gefühle und der damit verbundenen Entlastungsstrategien eine entscheidende Rolle. Die Entlastungsstrategien dienen dazu, sich nicht mit dieser Überforderung auseinandersetzen zu müssen.

Die Überforderung liegt unter anderem darin begründet, dass Situationen, in denen nachhaltiges Handeln gefragt ist, auch häufig unüberschaubar sind. Selbst wenn wir überzeugt sind, im Sinne einer nachhaltigen Gesellschaft agieren zu wollen, wissen wir oft nicht, was das Richtige ist. So fehlen zum Beispiel beim Kauf von Produkten häufig Informationen über die Bestandteile der Produkte und über die Lieferkette. Wenn Informationen verfügbar sind, ist nicht klar, ob sie auch verlässlich sind. Die Handlungsalternativen sind häufig uneindeutig und komplex.

Schuld- und Schamgefühle

Ein weiterer Erklärungsansatz für das Nicht-Handeln ist das Schuld- und Schamgefühl, das wir angesichts der (nicht-nachhaltigen) Entwicklung unserer Welt empfinden. Denn das ist es, was wir möglicherweise gegenüber unseren Kindern und der Nachfolgegeneration empfinden, da wir ein Bewusstsein für unsere Mit-Verantwortung an der globalen Krise haben. Und die damit einhergehenden Schuldgefühle wollen wir abwehren und entsprechend versuchen, die Krise an den Rand unseres Bewusstseins zu drängen.

News Fatigue

Für einen weiteren Erklärungsansatz hat die Psychologie dient ein relativ neues Syndrom geschaffen: die sogenannte News fatigue oder Medienmüdigkeit. Und diese kommt so zustande, dass unser Gehirn bzw. unser psychisches System aufgrund der Masse an

Erregungs-Zyklen einfach zu viel hat und gewissermaßen in den Shutdown geht.Wenn man sich jetzt über all diese Extremereignisse aufregen und erregen würde, wäre das Gehirn komplett damit beschäftigt, sich ständig mit negativen und aufregenden und aufwühlenden Thematiken zu befassen. Und das ist zu viel für den Menschen und sein Gehirn, das eigentlich bestrebt ist, Energie zu sparen. Das heißt, wir empfinden nichts mehr und haben ein gewisses Bedürfnis, uns von dieser Welt zu distanzieren. Und das führt eben zu einer Apathie, das heißt zu einer Emotionslosigkeit.

Status Quo Bias

Die Tendenz des menschlichen Gehirns, Energie zu sparen, macht das Umdenken und Verlernen so schwer. Der Status Quo-Bias (Tendenz zum Status quo) führt zu einer starken Bevorzugung des Status quo gegenüber Veränderungen. Anders ausgedrückt wollen die meisten Menschen, dass die Dinge ungefähr so bleiben, wie sie sind, selbst wenn die aktuelle Situation nicht zufriedenstellend ist und eigentlich risikobehaftet empfunden wird.


Es ist wohl insgesamt deutlich geworden, dass das Phänomen des Nichthandelns stark in unseren Gefühlen begründet liegt. Die Klimakrise und diverse andere Krisen rufen in uns Gefühle von Angst, Schuld, Scham, Verzweiflung und wahrscheinlich noch ein paar andere in uns hervor. Und diese Gefühle sind vermischt damit, dass wir das Gefühl oder das Bewusstsein unserer eigenen Mit-Verantwortung für die globale Krise haben.

In ihrer unbearbeiteten Darreichungsform sind diese Gefühle nicht hilfreich. Denn wenn ich mich schäme, bin ich damit beschäftigt, mich zu schämen und bin nicht handlungsfähig. Und ich entziehe mir Ressourcen.


Erlernte Hilflosigkeit

In der Psychologie wird die Erwartung, dass man ja selbst gar nichts ändern kann, dass man den Umständen ausgeliefert ist und dass das System schuld ist und dass das eigene Handeln ja sowieso völlig sinnlos und folgenlos ist, als erlernte Hilflosigkeit bezeichnet. Erlernte Hilflosigkeit ist quasi die Überzeugung: „Ganz egal, was ich mache, es wird eh nichts verändern. Entsprechend brauche ich ja auch gar nichts machen.“


Und jede:r, der oder die sich an einen Menschen erinnert, der einem in einer ausweglos scheinenden Situation geholfen hat, weiß: Als einzelner Mensch kann ich eben wohl etwas ändern. Manchmal schon mit einem Lächeln, manchmal mit einem Geldbetrag, manchmal mit einer kleinen impulsgesteuerten Hilfestellung. Auch als einzelne Person. Greta Thunberg zum Beispiel hat alleine angefangen und eine weltweite Bewegung ausgelöst. Und da kann man eben sehen, dass doch unheimlich viel passieren kann. Wenn wir uns entscheiden, uns für die nachhaltige Zukunftsgestaltung einzusetzen.


Und wie komme ich jetzt, wie kommen wir, wie kommt man jetzt da raus? Eine wichtige Sache ist, wie wir die Krise wahrnehmen. Dass wir wahrnehmen und anerkennen, dass die globale Krise auch eine psychologische Krise ist. Und dafür brauchen wir eine Kommunikation über Psychologie, über unsere Gefühle, unsere Emotionen.


Ein anderes Mindset

Wir brauchen ein anderes Mindset und ein Sprechen über unsere Gefühle, um ein anderes Verhalten zu entwickeln. Das Mindset ist „die veränderliche Denklogik eines Menschen, die sein Handeln oder sein Nichthandeln auslöst und durch sein Umfeld mitbestimmt wird. Es ist die Einstellung des Verstandes, die dazu führt, dass die Welt in einer bestimmten Weise wahrgenommen oder nicht wahrgenommen, dass Dinge gesehen, gehört, verstanden, gefühlt, analysiert, interpretiert, kommuniziert werden usw.“ Die Definition zeigt ja schöner Weise, dass der Mindset eine Denkweise ist, die veränderbar ist und nicht notwendigerweise statisch, sondern auch formbar.


Fixed und Growth Mindset

Professorin Carol Dweck hat in dem Zusammenhang von Fixed Mindset und Growth Mindset gesprochen. Die fixe Denkweise ist bei Menschen zu finden, die jetzt zum Beispiel Talent als eine Fähigkeit und Eigenschaft ansehen, die sie entweder besitzen oder nicht besitzen, während ein Growth Mindset eine wachstumsorientierte Denkweise ist, die danach strebt, zu lernen, neue Fähigkeiten zu entwickeln, neues Potential in sich zu finden und zu entwickeln. Mit der Unterscheidung macht Dweck eben auch deutlich, dass Menschen ihre Denkweise ändern können, wenn sie dazu bereit sind. Das Mindset bestimmt, wie Individuen oder auch Menschen als Kollektiv die Welt wahrnehmen und welche Handlungen oder eben Nicht-Handlungen sie aus dieser Wahrnehmung ableiten. Das Mindset kann unter der Voraussetzung verändert werden, dass Menschen oder Organisationen die Bereitschaft zur Selbstreflexion haben und das Bewusstsein entwickeln, dass eine veränderte Sichtweise notwendig ist.



Gefühle als Handlungsbedarfssignale

Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass wir eine andere Haltung zu Gefühlsthemen brauchen. Wir brauchen ein Mindset, das offen dafür ist, die Gefühle von Überforderung, Schuld, Scham etc. anzunehmen und zu thematisieren. Gefühle sind als Signalgeber zu verstehen und können damit „konstruktiv sein, mutig machen und zum Handeln anregen«, sagt Katharina van Bronswijk, Psychotherapeutin und Sprecherin der Psychologists for Future. Unangenehme Gefühle sind Handlungsbedarfssignale, dass etwas nicht stimmig ist, dass es eben zum Beispiel diese psychodynamische Kluft gibt zwischen meiner Überzeugung und meinem Handeln.


Compartmentalizing

Ein weiterer Umgang mit der Überforderung ist das „Compartmentalizing“, das heißt die Portionierung von Ereignissen und Aufgaben. Diese Portionierung bietet einen Schutz vor Überlastung und vor Abschottung durch ein Überangebot an Problemen. Das heißt, so wie man sich auch, beispielsweise wenn man im Projektmanagement erst einen Projektstrukturplan erstellt und daraus kleine Arbeitspakete ableitet, nimmt man sich eben Baustein für Baustein die unterschiedlichen Probleme einzeln vor. Das heißt, man setzt sich nicht gleichzeitig mit all den Herausforderungen auseinander, sondern geht Stück für Stück vor.


Absolutheit vermeiden, Ambiguitätstoleranz entwickeln

Eine Strategie, um mit der Medienmüdigkeit umzugehen, ist, Radikalität und Absolutheit zu vermeiden. Und sich klar zu machen: Dieses Jahr ist sehr wahrscheinlich nicht das schlimmste Krisenjahr seit Menschengedenken. Und gleichzeitig ohne Verharmlosung anzuerkennen, dass auch andere Jahre haben katastrophale Ereignisse hervorgebracht haben. Und ja, dieses Vermeiden von Radikalität und Absolutheit kann auch dazu führen, dass ich sehr selektiv auch damit umgehe, welche Medien ich konsumiere und welche nicht.


Was außerdem gegen Schuld- und Schamgefühle hilft und der Absolutheit etwas entgegensetzt, ist Ambiguitätstoleranz zu entwickeln. Ambiguitätstoleranz bedeutet, dass ich auch meine eigenen Unstimmigkeiten aushalte, dass ich aushalte, dass ich einerseits ein Mensch bin, der sich für Klimaschutz einsetzt, und andererseits ein Mensch bin, der sehr gerne reist. Das ist eben eine Art von Ambiguitätstoleranz, die ich aushalten können muss. Und dann kann ich gleichzeitig überlegen: Okay, wie kann ich diese widerstreitenden Ansprüche in mir bestmöglich leben? Wie kann ich mich für Klimaschutz einsetzen und beispielsweise möglichst klimafreundlich reisen? Was gibt es denn da für Möglichkeiten und Handlungsspielräume?

Ambiguitätstoleranz bedeutet eben, dass ich auch bei anderen Menschen aushalte, dass sie beides sein können. Dass sie sich für Fridays for Future einsetzen können und gleichzeitig z.B. sehr modeinteressiert sind. Und diese Menschen können und sollten sich dann überlegen, was für eine Art von Mode sich vielleicht mit ihrem Engagement verbinden lässt. Aber das ist eben nicht meine Aufgabe - meine Aufgabe ist es einfach, diese Ambiguität auszuhalten. Auszuhalten in mir und bei den anderen Menschen.

Wenn ich bei mir schon sehr verzeihend bin und mich nicht noch dafür beschäme, dass ich mich nicht perfekt verhalte, dann bin ich natürlich auch anderen gegenüber deutlich toleranter und liebevoller. Auch das ist eine Mindset-Frage. Da ist meine Haltung, meine eigene Einstellung zu mir selbst, die beeinflusst, wie ich meinem Gegenüber begegne und die Haltung des Gegenübers.

Selbstwirksamkeit erleben

Ein weiterer wichtiger Vorschlag, der Handlungslähmung entgegenzuwirken, ist, Selbstwirksamkeit zu erfahren, indem ich selbst Dinge gestalte, selber Dinge anders mache. Merke, dass ich eben doch Dinge beeinflussen kann. Und dass man auf ganz vielen Ebenen einfach für sich entscheiden kann, Dinge selbst zu gestalten. So kann ich mich zum Beispiel dafür entscheiden, mich ehrenamtlich zu engagieren, so dass bestimmte Strukturen nicht so bleiben müssen, wie sie sind und so dass ich erfahre, dass ich auch was ändern kann an diesem System. Ich bin dem nicht ausgeliefert.

Raus aus dem Dichotomie-Denken Ich vs. System

Damit sind wir schon beim nächsten Punkt: raus aus der Dichotomie, dem Schwarzweißdenken „Ich versus das System“. Und damit auch raus aus der erlernten Hilflosigkeit. Wahrscheinlich kennen wir alle diese Stimme im Hinterkopf, die sagt: "Ich bin doch nur eine einzelne kleine Person. Was ich tue, ändert doch nichts. Nur weil ich mich entscheide, unverpackt einzukaufen, wird sich ja sowieso nichts ändern." Und es gibt eine Ursache für diese Stimme: Es liegt daran, wie wir aufgewachsen sind, wie wir Kinder gewesen sind. Wir sind alle in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der Kindern keine Stimme gegeben wurde. Wir haben gelernt, dass wir hilflos sind und, dass wir keine Macht haben. Wir haben gelernt, dass wir uns anpassen sollen; wir haben gelernt, dass wir uns einfügen sollen in eine Gesellschaft, die hauptsächlich Erwartungen an uns hat an uns als Kinder.


Und dieses Aufwachsen hat dazu geführt, dass wir das Gefühl in uns abgespeichert haben, dass wir machtlos sind, das Gefühl, einem größeren Etwas ausgeliefert zu sein. Das Problem ist, dass unser Unterbewusstsein in dieser entscheidenden Phase im Kleinkind-Alter geprägt wird und wir in dieser Phase lernen, wie die Welt funktioniert. Und wenn wir in dieser Phase lernen, dass unsere Meinung nichts zählt, dass wir nichts ändern können und dass wir ausgeliefert sind, dann speichern wir das ganz tief in uns ab. Und das, was früher unsere Eltern waren, sozusagen die Macht, die über uns bestimmt hat, das ist dann als Erwachsene das „System“.

Das heißt, wir müssen auch anders mit den Kindern umgehen. Wir müssen ihnen Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen. Wir müssen ihnen ermöglichen, dass sie erfahren, dass sie selbst immer etwas tun können. Dass sie nicht ausgeliefert sind, dass ihre Meinung respektiert wird und dass es sich lohnt, für etwas zu sein.

„hin zu“… statt „weg von“…

Und damit bin ich beim letzten Punkt, und zwar bei der Erkenntnis, dass ein Dagegensein nicht auf der konstruktiven Ebene etwas verändern kann. Die fundamentale Veränderung, wie wir sie in unserem Denken, in unserem Fühlen und in unserem Handeln brauchen, die können wir nur dadurch erreichen, dass wir für etwas sind, dass wir uns für Dinge entscheiden, wie wir sie haben möchten.


Es ist auch in jedem Coachingprozess so, in jedem Projekt, in jeder Produktentwicklung muss man sich erst mal überlegen: „Was sind meine Ziele?“ Und das Ziel kann nicht sein, etwas abzuwenden, sondern das Ziel muss sein, etwas Positives zu erreichen. Nur dann hat es eben den notwendigen Pull-Effekt, das heißt den Sog, den es braucht, um mich und andere Menschen motiviert und begeistert zu halten. Und wenn mein Ziel sehr groß ist? Das kann ich mir dann eben auch wieder kompartmentalisieren, das heißt in Häppchen aufteilen. Baustein für Baustein in die Richtung einer nachhaltigen Entwicklung.




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