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Die Kunst des "People Pleasing": Eine Frage der Balance

Was ist People Pleasing überhaupt? Ich finde es immer ganz gut, wenn ich erst mal eine Definition voranstelle, damit wir von den gleichen Voraussetzungen ausgehen. People Pleasing. Es geht um ein Verhalten von Menschen, die versuchen, anderen Gefallen zu tun oder zu gefallen. Und zwar auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse. Und das ist der entscheidende Punkt dass sie über ihre eigenen Bedürfnisse, über ihre eigenen Grenzen gehen, um von anderen gemocht zu werden. Und nicht nur das, sondern auch, um Konflikte zu vermeiden oder eben auch eine Ablehnung zu vermeiden.


Und wenn man solche People Pleasing-Tendenzen hat, dann neigt man einerseits dazu, die eigenen Bedürfnisse klein zu halten oder gegebenenfalls zu unterdrücken, und andererseits dazu, sich ständig zu überlegen, was andere von einem denken könnten. People Pleaser sind häufig Menschen, die sich sehr häufig entschuldigen, auch wenn eigentlich gar nix passiert ist oder sich verantwortlich fühlen für Dinge, die nicht viel mit ihnen zu tun haben oder sogar gar nichts. Und das sind Menschen, die Schwierigkeiten damit haben, Nein zu sagen und die häufig Dinge tun für andere Menschen, auch wenn sie nicht gut für sie selber sind. Natürlich müssen diese Eigenschaften nicht alle gleichzeitig zutreffen, aber das sind Aspekte, die sich ausprägen, wenn man dazu neigt, People Pleasing zu betreiben.


Das Problem entsteht dann, wenn es dazu führt, dass man sich selbst nicht mehr wahrnimmt, oder wenn es eine Belastung für die eigene psychische Gesundheit ist und wenn man sich immer wieder selbst vergisst. Ja, da habe ich in der letzten Zeit häufiger drüber nachgedacht über dieses Phänomen und festgestellt, dass es auch mein Leben stark beeinflusst hat.


Und wie jedes Verhalten hat auch dieses Verhalten gute Gründe, warum es auftritt. Das heißt, es muss auch Vorteile geben für diese Menschen. Und es muss auch Vorteile geben für die anderen Menschen. Diese Menschen, die People Pleasing betreiben, haben auch besonders ausgeprägte Fähigkeiten, Dinge anderen recht zu machen und sind mit dieser Eigenschaft natürlich häufig sehr beliebt. Und dieses beliebt sein ist eine konkrete Belohnung für People Pleaser. Wir streben alle danach, gemocht zu werden. Wir streben alle auch auf einer gewissen Weise nach Harmonie. Und natürlich wäre ich auch die Letzte, die sagen würde, wir sollten die Bedürfnisse von anderen Menschen komplett missachten, um nicht zu sehr People Pleaser zu sein. Es geht, wie so häufig im Leben, um die richtige Balance.


Und so können wir drüber nachdenken, wieso wir uns eigentlich dieses Verhalten angeeignet haben, also was der dahinter stehende Zweck ist. Wie gesagt, jedes Verhalten hat einen Zweck, einen guten Grund, warum es auftritt oder warum wir es uns angeeignet haben. Und wenn wir uns das klarmachen, was es ist, was uns zu People Pleasern werden lässt, sei es, dass es uns besonders wichtig ist, Anerkennung im Außen zu bekommen oder dass wir Angst haben vor Konflikten aus irgendwelchen Gründen. Dann können wir natürlich auch durch diese Selbstreflexion die Wurzeln dieses Verhaltens verstehen und uns an den entsprechenden Stellschrauben auch anders verhalten als bisher und nicht eben automatisiert wieder das gleiche Programm abspulen wie das, mit dem wir auf eine bestimmte Weise bisher Erfolg hatten (wie gesagt, sonst hätten wir uns das Verhalten nicht angeeignet).


Und wie beim Schälen einer Zwiebel ist es dann so, dass man dann weiter guckt:


  • "Okay, anscheinend ist es mir wichtig, keine oder möglichst wenige Konflikte in meinem Umfeld zu haben. Habe ich denn schon extrem belastende Konfliktsituationen erlebt, die dazu führen, dass ich Angst vor Konflikten habe?"

  • Oder: "Habe ich vielleicht erlebt, dass Konfliktlösung für mich nicht möglich ist, weil ich nicht weiß, wie ich meine Standpunkte angemessen vertreten kann?"

  • Oder: "Habe ich in der Vergangenheit erlebt, dass ein Konflikt zu einem totalen Kontaktabbruch führen kann?"


Das sind alles gute Gründe, warum man sich so ein Verhalten zulegt. Und dann kann man natürlich noch mal von ganz oben draufgucken und sich klarmachen, warum das so wichtig ist für uns Menschen gemocht zu werden. Also aus evolutionstheoretischer Sicht, warum es so wichtig ist, Teil von einer Gruppe zu sein. Und da ist einer der wichtigsten evolutionstheoretischen Gründe, dass unsere Chance zu überleben und potenziellen Bedrohungen zu entkommen oder ihnen zu widerstehen, deutlich erhöht wird, wenn wir Teil einer Gruppe sind. Je geschlossene eine Gruppe ist und je mehr da sind, desto höher ist die Überlebensrate der einzelnen Gruppenmitglieder. Das ist einer der ganz basalen Gründe, warum wir Menschen so dringend auf Harmonie angewiesen sind, weil in unserer Geschichte in und immer noch in unserem Gehirn gespeichert ist: "Wenn du allein bist, hast du es schwerer zu überleben." Also ganz platt. Und da gibt es noch viele gute andere Gründe aus unserer Entwicklungsgeschichte, weswegen es wichtig ist, in einem harmonischen Zusammenschluss zu sein.


Zum Beispiel sind Nahrungs- und Wassersuche natürlich auch viel leichter in der Gruppe. Auch das Lernen funktioniert viel leichter, wenn ich mir von älteren Gruppenmitgliedern abschauen kann, wie Dinge funktionieren usw. Das erwähne ich nur, damit wir so eine Idee haben, weswegen wir Menschen von vornherein, von Zelle eins ab so darauf aus sind, Teil von einer Gruppe zu sein, von etwas Größerem zu sein.


Und die People Pleaser, um wieder zum Thema zurückzukommen, übertreiben dieses Bedürfnis nach Harmonie, Zugehörigkeit und Akzeptanz. Und so kann man sich immer weiter angucken, was da eigentlich dahinter steht, was für eine Art von Anerkennung mir denn wichtig ist und wie ich diese erhalten kann, wie ich mir diese vielleicht auch selber geben kann, wie ich Prozesse durchlaufen kann, dass ich nicht mehr so sehr das Gefühl habe, darauf angewiesen zu sein, was andere von mir denken.



Und es ist ein Prozess, der auch eine gewisse Zeit braucht, um überhaupt mal wahrzunehmen: "Was sind eigentlich meine eigenen Bedürfnisse?" , "Wo sind die überhaupt?" Und um auch eine gesunde Balance zu finden, nicht beispielsweise vollkommen um sich zu schlagen und zu sagen: "Jetzt nur noch ich." Da gibt es viele Möglichkeiten. Menschen, die stark im People Pleasing sind und darunter leiden zu helfen.So kann man zum Beispiel in einem Coachingprozess alles Mögliche gemeinsam erforschen, zum Beispiel sich anzuschauen, welche Verhaltensmuster kommen durch welche Glaubenssätze zustande etc. Welche neuen Wege könnte es geben, um gesunde Beziehungen aufzubauen und eine gesunde Balance hinzubekommen zwischen der Selbstfürsorge und dem, was ich auch gerne für andere machen möchte? Das heißt ja nicht, dass ich jetzt dann wirklich nur noch auf mich gucke. Es geht eben darum, sich bewusst zu werden, warum wir dazu neigen, es anderen immer recht machen zu wollen. Und dann, wenn wir uns das bewusst gemacht haben, dann können wir uns weiterentwickeln und ein erfülltes Leben führen, weil wir immer klarer haben, was jetzt für uns sinnvoll ist, welches Handeln uns guttut, welches Handeln für uns auch gesund ist und welches nicht.


Und wenn Du Lust hast, in einem Gespräch die eigenen Grenzen kennenzulernen, kennenzulernen, wo du über Deine eigenen Grenzen gehst und wo es sinnvoll ist, sie zu wahren, dann buch Dir ein Gespräch mit mir. Ich wünsche Dir einen schönen Tag und eine gesunde Balance.




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